Challenge, Interview mit Kommodore Schirmherr am 18.07.06
Die Öffentlichkeit verfolgt mit steigendem Interesse die Rennserie des AC/RC.
Kommodore, wiedereinmal dürfen wir Ihnen einige Fragen stellen und danken Ihnen vorab für diese Möglichkeit und die hochkompetenten Antworten die uns erwarten.
Danke, Danke, wir wissen natürlich, dass wir den Fans und Sponsoren etwas schuldig sind und leisten diesen Teil unseres Jobs gerne und möchten durch unsere objektiven Aussagen zum Ansehen der Serie beitragen.
Womit wir beim Thema sind. Das Ansehen, hier wurde gerade ihr Team kritisiert. Die Optik stimmte nicht.
Nun, dass sie hier so unvermittelt auf unser Segeldesign der letzten Wochen zurück kommen, überrascht mich schon etwas, eigentlich waren doch andere Fragen abgesprochen ...
Ja gut, aber wir möchten doch hier nicht den Eindruck erwecken, dass es sich hier um Weichspüljournalismus handelt, also, was sagen Sie zu den Verunglimpfungen durch die Gegner.
Also geschmacklich haben wir uns nichts vorzuwerfen. Die rote Fock kontrastiert durch das blaue Großsegel spiegelt den Antagonismus in der Aussage unseres Hauptsponsors wider - Norden und Süden, Feuer und Wasser, Rot und Blau. Wir wollten die Zeit der Fussball-WM nutzen, um die Ambivalenz der Marke auch optisch zu transportieren und uns farblich vom Feld abzuheben.
Dass diese Aussage bei einigen Gegnern nur auf ihren visuellen Gehalt reduziert wurde, überrascht angesichts deren Klasse natürlich wenig.
Aha. Zurück zu den abgesprochen Fragen, wir wollen unser Publikum nicht so überfordern, wie sie Ihre Gegner. Stichwort Fußball-WM - Es war hier erstaunlich ruhig im Forum und auf dem Wasser. Wie kam das?
Zunächst bleibt festzuhalten, dass wir unsere Serie nicht in Konkurrenz zum Fussball positionieren wollten. Eine Teilung des Medieninteresses auf zwei so Hochkaräter hätte weder dem einen noch dem anderen Event geholfen.
Wir sind fest davon überzeugt, dass die Öffentlichkeit ein sehr feines Gespür für eine solche Situation hat und unsere Zurückhaltung hier später zu würdigen weiß.
Zur Fussball WM bezogen sie kurz Stellung, wie bewerten Sie die Entwicklung in anderen Randsportarten, etwa der gerade stattfindenden Tour de France?
Zunächst ist die Problematik hier ganz eine andere. Bei der Tour der France wird Eigenblutdoping zur Steigerung des Anteils roter Blutkörperchen genutzt. Dies führt zu Leistungssteigerungen im Bereich von 10 - 15 Prozent.
In unserer Serie kommt es nur vereinzelt vor, dass sich Fahrer direkt vor Rennen oder Interviews mit Eigenblut behandeln lassen. Und hier geht es nur um Leistungssteigerungen im Promille Bereich, wenn Sie verstehen, was ich meine. Es allerdings schwer, dies aufzudecken, da sich der Fremdalkohol nur schwer nachweisen läßt.
Gut, zurück zu Ihnen bzw. Ihren Team. Wie man hört bzw. wie vorher thematisiert, haben Sie die blaue Phase hinter sich gelassen.
Es wird über die Marke H-Sails spekuliert. Gerüchteweise sind die Geheimlabors des Entwicklers auf keiner Karte verzeichnet.
Nun, wie können das Kind ruhig beim Namen nennen. Allerdings würde ich andere Gründe dafür sehen, dass Hohen Lukow auf keiner Karte verzeichnet ist. Mit Geheimhaltung hat dies nichts zu tun...
Was steckt hinter dem Pseudonym H-Sails?
H-Sails (gesprochen Ähtsch-Seils) geht zurück auf Prof. Dr. Hobusch, bisher glückloser Steuermann des Teams inboa. Das es hier nicht so wie bisher weitergehen konnte, war klar. Der Druck der Sponsoren und des Umfelds war gewaltig, sie mußten handeln. Also haben wir uns dazu entschlossen, das Team inboa nicht ganz uneigennützig zur Entwicklung überlegener Segel zu ermutigen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
In der Tat, die Fachwelt zeigt sich überrascht, die Gegner reagieren noch zurückhaltend.
Man muss zugeben, dass wir ebenfalls von den Fähigkeiten des Professors überrascht sind. Es würde uns nicht verwundern, wenn er sich zukünftig ganz auf dieses Feld konzentrieren würde und den Platz am Ruder den Fachleuten überläßt. Die Theorie scheint ihm eher zu liegen, als die Praxis.
Womit wir beim persönlichen Teil des Interviews wären. Wie schätzen Sie derzeit die Form Ihrer anderen Gegner ein.
An dieser Stelle erwarten Sie sicher Aussagen wie: Wir können uns nur selbst schlagen. Dies stimmt zwar, werden Sie aber von mir heute nicht hören.
Eine positive Entwicklung hat ohne Zweifel das Team RaceFace genommen. Gut, da, wo sie standen, konnte es nur bergauf gehen. Dass dies auch so konsquent geschehen ist, überrascht etwas.
Tatsächlich konnte Race face die letzten zwei Renntage für sich entscheiden und ist somit im erlauchten Kreis angekommen. Wo sehen Sie die Gründe?
Ohne die Leistung schmälern zu wollen, muss die Anmerkung erlaubt sein, dass die Rennansetzung jeweils höchst zweifelhaft war. So kamen beide Siege in unserer Abwesenheit zu Stande bzw. im ersten Fall wurden wir durch ein Komplott, geschmiedet durch BMW Oracle, bewußt aus dem Renngeschehen herausgehalten.
Dieses Detail blieb der Öffentlichkeit verborgen, Sie scheinen hier sehr wachsam zu sein?
Diese Konzentration und taktische Analyse der Gegner auch außerhalb der Wasserarbeit macht eben den Unterschied. Hier auf den angesprochenen Vorfall zurückkommend, läßt sich hier unsere Sympatie für den Sieg von Race Face nicht verhehlen. Bedauerlich nur, dass die Ergebnisse aufgrund technischer Probleme noch keinen Eingang und Niederschlag auf dem offiziellen AC/RC Portal gefunden haben. Doch sicher wird Race Face auch in der Zukunft größere Gegner als Protest und BMW Oracle schlagen.
Sie sprechen Protest an, hier verzeichnen wir nach dem Leistungshoch im Frühjahr doch ein Nachlassen in der Performance. Ihre Sicht?
Nunja, sicher hat Protest in der Vergangenheit über seine Verhältnisse gelebt. Dies rächt sich nun, die Nerven liegen blank. Nach dem Wechsel auf einen regelkonformen Kiel bekommen Sie keinen Fuß auf den Boden bzw. um beim Thema zu bleiben keinen Kiel ins Wasser.
Augenzeugenberichten nach soll es nach einem Rennen dazu gekommen sein, dass hier Teile des Decks Odin geopfert wurden. Aber Okkulktismus als letzten Ausweg rückt die gesamte Klasse in eine Ecke, in der wir nicht stehen möchten.
Aber Sie geben zu, dass dieser Versuch durchaus innovativ war?
Mit der Innovation ist es so eine Sache, oftmals frisst die Revolution ihre Kinder. Erst Recht im Hochleistungsmodellsegelsport. Nehmen Sie etwa ein anfangs höchst dynamisches Team wie Billabong.
Ursprünglich ein Muster an Einsatz und Leistungsbereitschaft, zeigt sich die gesamte Besatzung bei den letzten Auftritten eher konsterniert um nicht zu sagen ernüchtert. Hier wird angesichts der Übermacht der Großsegler resigniert und viel zu lange am arrivierten Konzept der Fabriksegel von der Stange festgehalten. Wer hätte eine solche rückschrittliche und kontraproduktive Reaktion von Billabong noch zu Beginn Ihrer vielversprechenden Kampagne erwartet? Wohl Niemand.
Richtig. Auch die Öffentlichkeit reibt sich hier verwundert die Augen. Können Sie dennoch abschließend einen positiven Ausblick auf die nahe Zukunft geben.
Wir wollten hier auf keinen Fall durch unsere Äußerungen die Begeisterung und den Enthusiasmus der Öffentlichkeit bremsen. positiv bleibt hier auf jedenfall anzumerken, dass sich das Team Billabong in Klausurtagung in einer geschlossenen Einrichtung in Mitteldeutschland (Details finden dankenswerter Weise nach belehrenden Worten von RaceFace im Forum) befindet, um hier am nächsten großen Coup zu tüfteln. Sie dürfen auf jeden Fall gespannt sein ...
Kommodore, es freut uns zu hören, dass Sie auch an dieser Situation etwas positives finden und danken Ihnen wir oben angekündigt für das wie immer objektiv Geäußerte!
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