Challenge
Wir trafen am 24. März erneut Kommodore Schirmherr vom Team North Sails
Kommodore, wiedereinmal konnten Sie es einrichten, uns eine kurze Einschätzung zu sich und Ihrer Konkurrenz sowie ein Ausblick zu geben. Dafür vorab unser Dankeschön!
Ja, der Terminplan wird jetzt natürlich merklich enger, da jetzt die Rennfrequenz deutlich erhöht wird.
Aber einer muss ja hier die Öffentlichkeitsarbeit machen ...
Zum Thema, wie haben Sie die letzten Monate erlebt und welchen Ausblick können Sie für die vor uns liegende Saison geben?
Zunächst bleibt festzuhalten, dass das Feld sich quantitativ vergrößert hat.Über die Qualität der neu hinzugestoßenen Teams können wir natürlich nicht viel sagen, dafür sind hier zu viele Unbekannte im Spiel und einige Skipper sind einfach unbeschriebene Blätter.
Sehen Sie dies als Problem an?
Nun, ganz und garnicht. Ich finde es gut, wenn zur etablierten Elite auch einige Talente hinzukommen, um sich hier zu versuchen.
Dennoch muss die Frage erlaubt sein, inwieweit es sinnvoll ist, gleich mit der Königsklasse zu beginnen.
Ich hoffe nur, dass dieses Wagnis den Sponsoren auch bewußt ist, da hier andernfalls viel von der hart erarbeiteten Reputation unserer Rennserie verlorgen gehen kann.
Im Übrigen möchte ich auch davor warnen, dass hier finanzielle Dinge über sportliche Kriterien gestellt werden.
Ja, aber Sie werden uns doch beipflichten, dass auch die unerfahrenen Teams eine Bereicherung sind?
Eben im Hinblick der Quantität ja, wobei wir von North Sails eher dem Motto "Klasse statt Masse" folgen.
Wo wir bei Ihnen sind, wie sind Sie über den Winter gekommen?
Wir haben enorm an unserer taktischen Rennanlage und der Abstimmung im Team gearbeitet.
Einige Entwicklungen am Boot sind richtungsweisend und vielversprechend. Allerdings stehen wir zugegebener Maßen nicht dort, wo wir am Anfang der neuen Saison sein wollten.
Dies läßt dann natürlich Raum für weitere Verbesserungen.
Heißt dies, Sie sehen Fehler in Ihrem R&D?
Verglichen mit der direkten Konkurrenz können wir uns nicht beklagen.
Es zeichnete sich hier früh ab, dass man bei allem Mut zum Risiko ein ausgewogenes Design an den Start bringen muss.
To finish first, you first have to finish.
Dies haben einige Kontrahenten aus dem Auge verloren. Auch hielten die Carbonmasten der ersten Generation nicht das, was sie versprachen.
Beim Thema Carbon zielen Sie sicher auf das Team Race Face, welches wie kein zweites voll auf die Composit Technologie setzt und damit offensichtlich zu hoch gepokert hat?
Das Bild vom Pokern trifft es sehr gut. Sie haben derzeit nichts auf der Hand und mußten in den letzten Rennen die Hose herunterlassen.
Auch wenn das jetzt etwas arrogannt klingt, können wir unser Mitleid hier nicht verbergen. Dort wird die harte Arbeit des gesamten Teams durch die Fehlentscheidungen im Management und Design zunichte gemacht.
Sie können nur von Glück reden, dass die Sponsoren hier noch gute Miene zum bösen Spiel machen. Wer weiß, wie lange noch ...
Aber es gibt auch positive Beispiele. Was sagen Sie zum Relaunch des Teams "Protest", welches bisher unter Oracle BMW II firmierte?
Nun, lassen Sie es mich so sagen: Der Lack ist ab.
Sicher, wir gönnen dem Team den letzten Erfolg, aber vielleicht wurde hier zu kurzfristig gedacht. Ob der jetzt ungeschützte Rumpf in 2-3 Monaten noch konkurrenzfähig sein wird, bleibt abzuwarten.
Auch wir sind gespannt. Einen gänzlich anderen Weg gingt Oracle BMW. Was erwarten Sie von dieser Mannschaft?
Nun, wenn Sie meinen, hier wurde dick aufgetragen, gebe ich Ihnen uneingeschränkt Recht. Das, was Protest zu wenig hat, hat Oracle BMW zu viel. Aber sie haben nicht nur in Lack und Gelcoat investiert, auch die alle Riggkomponenten wurden überarbeitet.
Offensichtlich agiert hier ein potenter Sponsor im Hintegrund, der mit dem entsprechenden Material andere Defizite zu kaschieren versucht.
Parallelen zu Race Face stechen sicher nicht nur uns ins Auge.
Sie meinen Parallelen in den Punkten Potenz und Überfinanzierung?
So gesehen, muss man natürlich differenzieren. Race Face haben klar über Ihre Verhältnisse gelebt, was sich nun gerächt hat. Aber auch Oracle BMW wird zu der Erkenntnis kommen, dass man mit Geld nicht alles kaufen kann. Zum Thema Potenz möchte ich mich in diesem öffentlich zugänglichen Forum lieber nicht äußern.
Dies sind ja schon eindeutige Ansagen an die anderen Syndikate von Ihrer Seite. Wann geht es denn nun endlich wieder los?
Gut, eine gewisse Härte läßt sich natürlich jetzt im Vorfeld der ersten echten Fleetraces naturgemäß nicht ganz aus der Diskussion heraushalten. Da darf man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Fakt ist, die Wahrheit liegt auf dem Wasser.
Wann der nächste Start erfolgt hängt nicht zuletzt von den Konkurrenten ab. Diese äußern sich erfahrungsgemäß eher zurückhalten.
Aber ich möchte es so auf den Punkt bringen: Das ganze Leben ist eine einzige Vorbereitungszeit. Insofern verzichten wir auf die Ankündigung ...
Was bleibt noch zu sagen? Haben Sie noch Dinge, die wir exklusiv von Ihnen erfahren können?
Nun, wie Sie vielleicht meinen Ausführungen entnehmen konnten, gehen wir sehr zurückhaltend mit Aussagen zum Team Billabong um. Hier schien sich tatsächlich ein würdiger Gegner gefunden zu haben.
Unsere Videoanalyse und Simulationen am Großrechner haben allerdings ergeben, dass davon auszugehen ist, dass dieses Zwischenhoch auf simple Physik zurückzuführen ist.
Aha.
Wie das fachkundige Publikum sicher weiß, wurde durch Modifikationen am Kiel die Wasserlinie bei Billabong künstlich verlängert. Mit dem Ansteigen der Wassertemperatur und damit einhergehender sinkender Dichte des auftriebgebenen Mediums bedeutet dies nichts anderes, als dass sich die Konkurrenzfähigkeit dieses Teams indirekt proportional zur durchschnittlichen Tagestemperatur entwickeln wird und damit in den Sommermonaten dramatisch verschlechtert.
Und für den weniger versierten Zuschauer bedeutet dies ...?
Entweder Billabong schafft es, die Regatten in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden zu verlegen, oder aber es bleibt als letzter Ausweg nur die künstliche Einbringung von Salz in die Warnow, um hier die Randbedingungen auf dem Niveau des Winters zu halten.
Andernfalls hat Billabong in den wärmeren Monaten nichts zu melden, es sei denn, es wird ein Yardstickwert eingeführt, der sich entlang einer Parabel ausgehend von 4 Grad Celsius errechnet und sich für Wassereis asymptotisch der Unendlichkeit nährt.
Kommodore, dies waren sehr ehrliche, deutliche und zum Teil beängstigende Worte von Ihnen.
Vielen Dank für die Offenheit, ich hoffe andere Syndikate gehen mit Kritik ebenso konstruktiv um, wie Sie diese üben.
Bis zum nächsten Mal!
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