Challenge
9.12.2020 - Das letzte Interview gaben Sie vor über 12 Jahren. Was ist passiert? Das wichtigste vorab: rein optisch ist die Zeit an mir fast spurlos vorübergegangen. Aber unserem Sport ist es inzwischen nicht gut ergangen. Viele haben sich aus dem Rennzirkus zurückgezogen und suchten Bestätigung im familiären Umfeld.
Was erfahrungsgemäß ja gar nicht so leicht ist? Richtig, wer hat zuhause schon einen Streicher nach nur 4 Versuchen? Insofern war unser Konzept mit der Blase AC/RC seiner Zeit schon weit voraus und so mancher erlebte rückblickend, dass der Rennzirkus verglichen mit dem zuhause eher wie eine Reha Maßnahme wirkte.
Sie meinen, zuhause herrschen nochmal ganz andere Regeln, als in der schönen AC/RC Scheinwelt? Ja, das einzige was mehr stresst, als ein Regelverstoß sind ständigen Regeländerungen - im Familienleben und im Sport. Auch uns setzten die ständigen Regeländerungen im Louis Vuitton und Americas Cup sehr zu. Catamaran, Foils, Fahrradfahrer und nun Monohulls mit Foils - von einer Bindung für das Leben kann hier keine Rede sein.
Sie spielen auf die Familie oder den Cup an? Das müssen Sie bewerten. Ich sage nur, dass frischer Wind manchmal auch gut tut. Und so sehe ich den neuen Americas Cup Zyklus als Chance, die Akkus zu laden und die öffentliche Aufmerksamkeit für unsere Sache zu nutzen.
Thema Öffentlichkeitsarbeit, hier sehen Sie Nachholebedarf? Ganz klar. Ich kann mich nicht erinnern, dass hier jemand sein Modellschiff im letzten Jahrzehnt in der Öffentlichkeit gezeigt hat. Und durch das aktuelle Versammlungsverbot bei gleichzeitiger Erlaubnis für Reisen zur Teilnahme an Sportveranstaltungen, sehe ich die Bedingungen so gut wie lange nicht.
D.h. Sie sehen auch mit mehr als 10 Jahren Abstand den Modellsegelsport weiterhin als Sport an? Eindeutig. Sehen Sie, ich habe die letzten 10 Jahre ja nicht nichts gemacht. Ich habe durch die Teilnahme an Yardstickregatten auf unterschiedlichen Dickschiffen in ein Milieu geblickt, welches sich noch hartnäckiger der Realität verweigert und von Sport und Regattageschehen ausgeht. Und das nach all den skandalösen Entscheidung der Yardstickkommission, die die jüngsten Vorgänge um den Rücktritt des Schachbundestrainers in den Schatten stellen.
Haben Sie konkrete Beweise für Ihre Anschuldigungen? Nun, die habe ich nicht. Aber das hält mich nicht davon ab, eine Neuauszählung diverser Hohe Düne Cups zu fordern. Und ich gehe sogar noch weiter. Seit SY Intoxicated SY Exorbitante fast versenkt hätte, läuft es für beide besser dennje. Kann das Zufall sein?
Aber Intoxicated segelte doch im letzten Jahr gar nicht und hat Großteile seiner Crew verprellt. Sehen Sie, das meine ich.
Gut, verlassen wir den Bereich der Spekulation und sprechen wir über Belastbares. Sie meinen mich?
Äh - gut, also wie sehen Ihre Pläne aus? Da ich nicht ernsthaft davon ausgehe, dass hier irgendwer den Allerwertesten hoch bekommt und sein Modellschiff flott machen wird, hoffe ich auf die nächste Saison mit der Mittwochsregatta in Warnemünde. Larry Fellison hat sein angeheiratetes Vermögen in ein neues Schiff investiert und benötigt wohl noch kompetentes Personal. Da sehe ich mich als erste Wahl an.
Das gehört wohl auch in den Bereich der alternativen Fakten. Haben Sie noch abschließend eine Empfehlung für uns? Tatsächlich gibt es ja aktuell einige Segel Highlights, die medial auch fast so gut aufbereitet sind, wie seinerzeit die AC/RC Website. Die Vendee Globe mit deutscher Beteiligung und dann eben der bevorstehende Start der nächsten Americas Cup Serie. Ich appelliere an alle Segler und auch an die Dickschiff Fraktion, sich hieran ein Beispiel zu nehmen und mal ein 4er Pack AA Batterien für das Schiff auf den Wunschzettel zu kritzeln und sich dann zwischen Frühstück und Gänsebraten mal für ein Duell aus dem Haus zu schleichen. Schließlich sollen wir uns zu Weihnachten locker machen und gleichzeitig die Familie durch ausreichend Abstand schützen.
Kommodore Schirmherr, wir danken Ihnen für das Gespräch und hoffen, dass es nicht wieder 12 Jahre bis zum nächsten Statement sind.
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